Job Crafting in der Virtual Reality – Kurzvorstellung des XR-Crafting Projekts

Projektmotivation und -bedarf

In der heutigen Arbeitswelt müssen Unternehmen proaktiv Veränderungen durch effektives Change Management angehen, um den Anforderungen der digitalen Transformation sowie dem Innovations- und Kostendruck globaler Märkten gerecht zu werden. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) ist dies eine Herausforderung – aber auch Chance – der durch technologische und soziale Innovationen nachhaltig begegnet werden kann, wobei sowohl die unternehmerische Wertschöpfung als auch die Gesundheit und Bedürfnisse der Mitarbeitenden als Zielgrößen eine wichtige Rolle spielen.

Ein modernes Arbeitsgestaltungskonzept, das eine kongruente Verfolgung beider Zielgrößen ermöglicht, ist Job Crafting. Job Crafting beschreibt, dass Mitarbeitende selbst proaktiv Veränderungen an ihrer Arbeit und ihrem Arbeitskontext vornehmen, um etwa belastende und stressfördernde Aspekte in ihrer Tätigkeit zu reduzieren oder auch eigene Ressourcen zu erkennen oder aufzubauen. Job Crafting adressiert dabei nicht nur die Behebung problematischer Aspekte in sozio-technischen Arbeitssystemen, sondern beinhaltet auch die Entwicklung von Selbstwirksamkeit und Kompetenzerwerb der Mitarbeitenden. Komplementär zu top-down initiierten Veränderungsprozessen auf Führungsebene ermöglicht Job Crafting also auch bottom-up Veränderungsprozesse auf der Ebene der Mitarbeitenden.

XR-Crafting setzt hierbei auf die technologische Unterstützung von Job Crafting. In einem Mixed-Reality (XR) Ansatz wird die von den Mitarbeitenden erlebte Realität am Arbeitsplatz mit der virtuellen Realität (VR) verschmolzen. Damit geht das XR-Crafting über bestehende Ansätze des Job Crafting hinaus und eröffnet Mitarbeitenden neue Perspektiven. So erlaubt dieser Ansatz Mitarbeitenden, eigeninitiativ ihre realen Arbeitsabläufe und -bedingungen in die virtuelle Welt zu übertragen und dort Veränderungen auszuprobieren und zu bewerten. Durch die immersive Darstellung werden Arbeitsabläufe virtuell erlebbar und es bestehen, während des Crafting Vorgangs, im realitätsnahen virtuellen Experimentierraum vielfältige und vor Allem durch die VR ermöglicht flexible Möglichkeiten, Anpassungen vorzunehmen. Durch die Attraktivität und die positive emotionale Wirkung der Technologie fördert der Einsatz von VR die Motivation sowie die Partizipation der Mitarbeitenden und damit eine humanorientierte Arbeitsgestaltung in produzierenden KMU.

Der Einsatz von Mixed Reality (XR) – Technologie im Rahmen von Job Crafting wird im Projekt XR-Crafting in Zusammenarbeit zweier Forschungspartner (Arbeits- und Organisationspsychologie & Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik der Universität Osnabrück), einem Entwicklungspartner (Halocline), drei Anwendungspartnern (Glas Deppen, A.Rawie & Stahlotec) sowie zwei Transferpartnern (Anlagenbau Habeck, iuk Unternehmensnetzwerk Osnabrück) erprobt.

Das Gesamtziel des XR-Crafting – Projekts spiegelt sich als Teilziele auf drei Prozessebenen des Projekts wider (siehe Abbildung 1):

Der Entwicklung, Anwendung und letztendlichen Wirkung von XR-Crafting.

Auf der Anwendungsebene findet eine iterative Optimierung des Crafting-Prozesses statt, von Erprobung über Redesign hin zur Evaluation und wiederum darauf aufbauenden Neuerprobung. Die Entwicklungs- und Wirkungsebene beinhalten jeweils drei Facetten, die Technologie-, Vorgehens- und Organisationsfacette. Die technologische Facette beinhaltet auf der Entwicklungsebene, dass Job Crafting überhaupt erst in VR ermöglicht wird, was die Übertragung der realen Arbeitsumgebung samt -prozesse in die virtuelle Realität beinhaltet. Dafür werden Punktwolken-Streams aufgenommen, welche dann durch Machine Learning Algorithmen hinsichtlich Bewegungen oder Aktionen der Mitarbeitenden und Objektgeometrien diverser Arbeitsmittel analysiert und schließlich als segmentierte Datensätze in der VR anzeigt werden. Im Rahmen der Vorgehensfacette wird ein Vorgehensmodell entwickelt sowie Material zur Kompetenzvermittlung und Sensibilisierung bereitgestellt. Dabei werden die Mitarbeitenden sowohl bezüglich der Identifikation kritischer Arbeitssituationen sensibilisiert, als auch weiterführend befähigt diese aufzuzeichnen und in die VR zu überführen, um letztendlich (unter Anleitung) systematisches und iteratives Job Crafting durchzuführen. Innerhalb der Organisationfacette wird ein Implementierungsmodell entwickelt, wobei der Fokus auf der Akzeptanzförderung liegt. Hierfür werden organisationale Voraussetzungen und Anforderungen identifiziert, um in gezielten Interventionen gemeinsam mit Mitarbeitenden ein Verständnis für das Job Crafting zu entwickeln, sowie notwendige organisationale Rahmenbedingungen zu schaffen, um dieses erfolgreich einzusetzen.

Abbildung 1: Gesamtziel des XR-Crafting Projekts

Autoren

Cosima Koßmann & Jan-Philip Schumacher
Wissenschaftliche Mitarbeiter am Fachgebiet der Arbeits-und Organisationspsychologie der Universität Osnabrück
Lise-Meitner-Straße 3
49074 Osnabrück

Projektkonsortium

Forschungspartner:

Universität Osnabrück, Arbeits- und Organisationspsychologie (Konsortialführer)
https://www.psycho.uni-osnabrueck.de/fachgebiete/arbeits_und_organisationspsychologie.html

Universität Osnabrück, Unternehmensrechnung und Wirtschaftsinformatik
https://www.wiwi.uni-osnabrueck.de/fachgebiete_und_institute/unternehmensrechnung_und_wirtschaftsinformatik_prof_teuteberg/

Entwicklungspartner:

Halocline GmbH & Co.KG
https://halocline.io

Anwendungspartner:

Glas Deppen GmbH
https://glas-deppen.de

A.Rawie GmbH & Co.KG
https://www.rawie.de

Stahlotec GmbH
https://www.stahlotec.de

Transferpartner:

Anlagenbau Habeck GmbH & Co.KG
https://www.anlagenbau-habeck.com

iuk Unternehmensnetzwerk Osnabrück e.V.
https://www.iukos.de

Förderhinweise

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt XR-Crafting – „Mixed Reality-unterstütztes Job Crafting in produktionsnahen KMU“ (Fördernummer 02L21B510) wird im Rahmen des Programms „Innovationen für die Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen“ vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert sowie vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.

XRCrafting auf LinkedIn: https://www.linkedin.com/company/xr-crafting/